Sehr geehrter Prof. Dr. Radtke,Sehr geehrter Dekan,Liebe Freunde,Liebe Familien, Eltern, Großeltern und Kinder,und ganz besonders, liebe Absolventen!Zu allererst Gratulation zu eurem Erfolg!Es bewegt mich zutiefst hier zu stehen und euch vor so vielen Menschen die höchste Anerkennung für eureLeistungen auszusprechen. Auch im Namen der Studierendenschaft möchte ich euch sagen, dass wirunglaublich stolz auf Euch sind.Es sind so viele Menschen heuten gekommen und ich kann in hunderte fröhliche Gesichter sehen. Sie allesind stolz, erwartungsvoll und zugleich erleichtert. Für die vielen Freunde und Verwandten, Eltern,Geschwister und Kinder ist dies gerade ein wirklich schöner Augenblick. In den vielen Jahren haben sie euchvertraut, dass ihr es schaffen werdet und Ihr konntet euch auf sie verlassen, wenn es mal wieder schwierigwurde. Sie haben mitgefiebert, haben gejubelt und waren auch für euch da, wenn ihr gescheitert seid.Gratulation also auch an die Eltern und Familien, die am heutigen Tag einen ganz besonderen Dankverdienen.Jetzt ist endlich der Augenblick gekommen, ihr habt es geschafft und die lange Zeit des Studiums istendgültig vorbei. Was heute an dieser Stelle beendet wird ist mehr als nur ein Studium. Dieses Studium, ausdem ihr verabschiedet werdet, ist aber auch mehr als nur die Summe aller Fächer, Klausuren oder garKreuzchen, die ihr gemacht habt. Der Lebensabschnitt, der für euch alle, heute zu Ende geht, ist sogar mehrgewesen als jeder Erfolg und jeder Rückschlag der letzten Jahre. Wirklich wichtig waren alle Momentedazwischen. Wirklich wichtig ist, dass einige von euch neben dem Studium Eltern geworden sind, hunderteWohnungen regelmäßig zur Klausurenphase im Chaos versunken, viele Beziehungen zu Bruch gegangen,einige von euch schwer erkrankten, Angehörige verloren oder schlichtweg jahrelang auf diesenStudienplatz gewartet haben. Von Bedeutung sind die Geschichten hinter jedem Erfolg und jedemRückschlag. Die Erinnerungen, die Gefühle und die Menschen, die ihr mit euren Erfahrungen verbindet, diezählen und für alles andere bekommt ihr die Urkunden und Zeugnisse.Was dieser Tag folglich für jeden einzelnen von euch Absolventen bedeuten muss, kann sich hier kaumjemand vorstellen. Niemand weiß, besser als ihr selbst, mit wieviel Hingabe und manchmal auchVerzweiflung ihr das Medizinstudium gemeistert habt. Welche Hürden ihr überwunden habt und welcheOpfer ihr ganz persönlich bringen musstet.Für euch Absolventen, für die Freunde, besten Freunde und Kommillitonen unter euch, ist dieser wichtigeMoment auch gerade deshalb vielleicht nicht ganz ungetrübt. An dieser Stelle heißt es für viele von euchauch Abschied zu nehmen und nach den vielen gemeinsamen Jahren, gemeinsamen Erfahrungen undErlebnissen getrennte Wege einzuschlagen. Der heutige Tag soll deshalb nicht nur eurem bestandenenExamen gewidmet sein, sondern auch den vielen schönen Momenten, den Niederlagen undEnttäuschungen und den wundervollen Geschichten, die ihr gemeinsam erlebt habt. Nimmt den heutigenTag also nicht nur als Gelegenheit, um mit euren Familien und Freunden zu feiern, sondern tauscht euchvielleicht ein letztes Mal untereinander über eure Erinnerungen und Geschichten aus.Wahrscheinlich ist das Thema des Tages, wie es für euch als Ärzte weitergeht und die Antwort darauf ist beijedem einzelnen von euch eine Andere. Obgleich die einen bereits ihren Vertrag unterschrieben haben unddie Wohnung schon gekündigt ist und die anderen dagegen weder wissen wohin oder was sie machensollen, heute sind sich alle einig, eure Zukunft könnte prächtiger nicht sein. Zahlreiche freie Stellenwarteten auf euch. Ihr hättet die freie Facharztwahl und ihr säßest praktisch am längeren Hebel. Auchheute wird euch also immer wieder erzählt, dass die Zeiten für euch als junge Ärzte nicht besser seinkönnten.Auf dem Deutschen Ärztetag in Kiel sprechen die Ärzte aber von einer ganz und gar anderen Realität imGesundheitswesen. Dort ist die Rede vom Arzt, der längst nicht mehr nur eigenverantwortlich handeln darf.Stattdessen steht der Arzt von heute am Ende einer Reihe von Entscheidern und wird unabhängig vomeinzelnen Patienten nach wirtschaftlichen Maßstäben gelenkt.Wenn ihr zurückdenkt, warum ihr einmal Ärzte werden wolltet, dann aus solchen Gründen, um Menschenzu helfen, um Leiden zu lindern und Krankheiten zu heilen. Ihr seid nicht Ärzte geworden, damit ihr am
Ende eines Quartals entscheiden müsst, welchen Patienten ihr noch therapieren zu leisten bereit seid und
welchen Patienten ihr eben noch in das nächste Quartal schicken müsst. Wer also heute noch, in Zeiten wo
Arztpraxen auf dem Land genauso beliebt sind wie Krankenhauskeime, wer heute noch behauptet, dass die
Zeiten für angehende Ärzte nicht besser sein könnten, der täuscht sich und der täuscht euch.
Im Umkehrschluss aber zu behaupten, dass die Zeiten für euch als junge Ärzte nicht schlimmer sein
könnten, das wäre mindestens genauso falsch.
Denn wenn ihr noch ein mal zurückdenkt, warum ihr Ärzte werden wolltet, dann nicht weil es besonders
leicht ist, das Leid der Menschen zu lindern oder Krankheiten zu heilen. Ihr seid ja nicht Ärzte geworden,
weil ihr vermutet habt, dass euch nichts und niemand Steine in den Weg legen wird, nur weil ihr Gutes tun
wollt. Spätestens im Medizinstudium ist jedem von euch bewusst geworden, dass der Arztberuf mehr als
nur eine Herausforderung ist. Spätestens nach dem Physikum hatte wohl jeder von euch schon so viele
persönliche Opfer gebracht, dass es ausgeschlossen war, das Medizinstudium freiwillig abzubrechen.
Ihr seid mit den unterschiedlichsten Erfahrungen aus eurem Praktischen Jahr in die Prüfungen gegangen.
Und nicht selten wurden in dieser Zeit eure grundfesten Ideale und Erwartungen erschüttert. In den vielen
Jahren habt ihr mit eigenen Augen gesehen, wie gut und wie schlecht man Lehre, Patientenversorgung und
Menschlichkeit als Arzt umsetzen kann. Ihr habt euch wiedererkannt aber auch distanziert. Wenn ihr euch
also fragt, wie es für euch weitergeht, dann sollte die Frage nicht sein, ob ihr in einer Praxis oder Klinik
arbeiten werdet, oder ob ihr Neurologen oder Internisten werden wollt.
Ihr solltet euch fragen, ob ihr mutig genug sein werdet auch als Ärzte Risiken in Kauf zu nehmen. Auch
wenn das nur bedeutet, kritisch im Umgang mit euch selbst und euren Kollegen zu sein. Ob das Wohl des
Patienten hinter einem „guten Betriebsklima“ oder euren Karrierreambitionen stehen muss. Die Frage ist
auch, erinnert ihr euch sogar als Ärzte noch daran, dass vor langer Zeit ein fremder Mensch seinen Körper
für eure Ausbildung spendete?
Was ihr heute hier beendet ist mehr als nur ein Studium und was euch ab morgen erwartet ist deshalb auch
mehr als nur ein Beruf. So sehr manche von euch noch zweifeln, ihr besitzt heute schon alles, was gute
Ärzte ausmacht. Seid mutig und entschieden euch für die richtigen Werte zu engagieren.
Haltet an euren Idealen und eurer Warmherzigkeit fest, dann so bin ich mir ganz sicher, habt ihr das Glück
den schönsten aller Berufe ausüben zu dürfen.
Gratulation an die Absolventen 2011!
Vielen Dank.
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